In diesem Abschnitt wird gezeigt wie sich der Quellcode des GeoServers bzw. einzelner Module mit dem Build-Management-Tool Maven kompilieren lässt. Maven wird von der GeoServer-Community für die Erstellung und Verwaltung der Software eingesetzt. Anschließend könnten Sie z.B. den Original-Code für spezielle Anwendungsfälle anpassen (oder erweitern) und eine derart modifizierte GeoServer-Version einsetzen.
Bemerkung
Maven ist eine auf Java basierende OpenSource-Software zur standardisierten Erstellung und Verwaltung von (Java-)Programmen. Ausgehend von einer Validierung der Quelldateien, über das Kompilieren, Testen, Verpacken bis hin zum Installieren der Software bietet Maven Unterstützung für den gesamten Lebenszyklus einer Software. Leider können wir an dieser Stelle nicht näher auf Maven eingehen, da dies den Rahmen des Workshops sprengen würde. Einen Einstieg in die Maven-Welt finden Sie z.B. unter http://maven.apache.org/guides/.
Bevor wir konkrete Maven-Befehle aufrufen, um sogenannte Maven-Artefakte zu erzeugen (welche in unserem Falle Java-Kompilaten, also .jar-Dateien, entsprechen) wollen wir zunächst aufzeigen wie Sie grundsätzlich mit dem GeoServer-Quellcode und Maven arbeiten können.
Anschließend werden wir exemplarisch den Quellcode der INSPIRE-Erweiterung des GeoServers mit Maven kompilieren und auf dem GeoServer installieren.
Der GeoServer-Quellcode wird mit git verwaltet. Git ist eine freie Software zur verteilen Versionsverwaltung von Dateien, mit dem z.B. auch der Linux-Kernel verwaltet wird. Den Quellcode des GeoServers finden Sie hier:
https://github.com/geoserver/geoserver
Wenn Sie sich dort in den Ordner src/extension/inspire durchklicken, können Sie feststellen, dass es in jedem dieser drei Ordner eine Datei pom.xml gibt. POM steht für Project Object Model und es handelt sich hier um die Konfigurationsdateien für Maven, in denen z.B. Abhängigkeiten zu anderen Bibliotheken definiert sind.
Jede Datei pom.xml repräsentiert dabei ein eigenes Maven-Modul. Die pom.xml im Ordner src/ ist die zentrale Maven-Konfigurationsdatei auf höchster Ebene, also des GeoServers als Gesamtsystem. Die pom.xml im Ordner src/extension/ definiert ein Maven-Submodul extension, die pom.xml in src/extension/inspire/ ist wiederum ein Submodul von extension.
Wenn Sie auf dem Terminal unterwegs sind und in ein Verzeichnis navigieren, das eine pom.xml enthält, können Sie dort Maven-Befehle ausführen. Der Befehl mvn package würde z.B. das entsprechende Artefakt bauen und in einen Unterordner target/ ablegen.
Details zur Verwendung von Maven mit dem GeoServer finden Sie unter http://docs.geoserver.org/latest/en/developer/maven-guide/index.html.
Wir werden nun die INSPIRE-Erweiterung des GeoServers auf Basis des Quellcodes selber kompilieren. Anschließend kann die Erweiterung analog zum vorigen Abschnitt im GeoServer installiert werden.
Bemerkung
Das Herunterladen des (gesamten) GeoServer-Quellcodes und insbesondere das (erstmalige) Ausführen bestimmter Maven-Befehle kann u.U. sehr lange dauern. Im Falle von Maven ist dies darauf zurückzuführen, dass Maven zunächst alle benötigten Abhängigkeiten auflöst und diese anschließend aus öffentlich verfügbaren Maven- Repositories in ein lokales Maven-Repository auf ihrem Rechner herunterlädt bzw. installiert. Um diesen Prozess zu beschleunigen hat das Script, welches Sie zu Beginn des Workshops ausgeführt haben, bereits vorbereitende Maßnahmen getroffen.
Zu Beginn des Workshops haben Sie ein Skript ausgeführt, welches gewisse Vorbereitungen getroffen hat, damit die Paketierung der INSPIRE-Erweiterung bei der erstmaligen Ausführung der Maven-Befehle nur wenige Sekunden statt vieler Minuten dauert.
Sie sollten in Ihrem Home-Verzeichnis /home/user ein Verzeichnis src/ vorfinden, in welchem sich ausschließlich der Quellcode der INSPIRE-Erweiterung (in Version 2.6.1) befindet. Das Skript hat darüberhinaus alle (im nächsten Schritt) benötigten Abhängigkeiten in ihr lokales Maven-Repository ~/.m2 vorinstalliert, welche Maven ansonsten selbst installieren (und was entsprechend länger dauern) würde.
Wechseln Sie nun in das Verzeichnis mit der pom.xml und dem Quellcode der INSPIRE-Erweiterung:
cd ~/src/extension/inspire/
Wir können nun den Maven-Befehl ausführen, mit dem sich die INSPIRE-Erweiterung (auf Basis des aktuellen Quellcodes) paketieren lässt:
mvn package
Sie können die Paketierung auch beschleunigen, indem Sie auf das Ausführen von Tests verzichten:
mvn package -DskipTests
Ebenso könnten Sie nur die Tests ausführen:
mvn test
Es ist auch möglich auf der Ebene des extension-Moduls die INSPIRE-Erweiterung zu bauen. Hierzu muss zunächst in das extension-Verzeichnis gewechselt werden, um dort den mvn package-Befehl unter Verwendung eines bestimmten Profils zu verwenden:
cd ~/src/extension/mvn package -P inspire -DskipTests
Wenn einer der mvn package-Befehle erfolgreich durchgelaufen ist, finden Sie im Verzeichnis ~/src/extension/inspire/target/ das erzeugte Kompilat (gs-inspire-2.6.1.jar), welches wie im vorigen Abschnitt auf dem GeoServer installiert werden kann.
sudo cp \ ~/src/extension/inspire/target/gs-inspire-2.6.1.jar \ /usr/local/lib/geoserver-2.6.1/webapps/geoserver/WEB-INF/lib
Sobald dies geschehen ist (GeoServer-Neustart nicht vergessen!), erscheint bei der WMS-Konfiguration in der GeoServer- Weboberfläche ein zusätzlicher Bereich INSPIRE (unten).
Im folgenden Abschnitt werden werden Sie die GeoServer- REST-Schnittstelle kennenlernen, mit der sich viele Dinge, die Sie über die Weboberfläche konfigurieren können, auf programmatischem Wege ausführen können.